Sechs Jahre alt ist Andreas Mies, als er zum ersten Mal über die rot-braune Tennisasche rutscht. Sein älterer Bruder hat ihn an diesem Tag mitgenommen – auf den Platz eines kleinen Tennisvereins in Niederkassel (Nordrhein-Westfalen). Das macht richtig Spaß, hatte Andreas, den auch heute noch alle Andy nennen, von seinem großer Bruder gehört. Wie recht doch Andys Bruder haben sollte.
Zu Fuß, mit ihren Schlägern in den Händen, ging es für die beiden in wenigen Minuten zum Tennisplatz um die Ecke. Die Bälle sausten übers Netz. Andy war direkt verliebt. Im Fernsehen schaute er fortan, sobald er Zeit hatte, den Profis zu. Später, immer im Mai, fuhr Andy nach Düsseldorf: zum World Team Cup. Wie jeder kleine Tennisfan jagte auch Andy den Stars hinterher, um auf überdimensionierten Tennisbällen dutzende Autogramme zu sammeln. Schnell war Andy klar: Auch er möchte einmal dort unten, vor tausenden Zuschauern, aufschlagen – und gewinnen.
Um selbst einmal Profi zu werden, stand Andy nach der Schule so oft es ging auf dem Tennisplatz. Mit neun Jahren wechselte er den Verein. Statt in Niederkassel spielte er nun beim TC Rot-Weiß Troisdorf. Der Tennisverband Mittelrhein (TVM) entdeckte Andy – und Andy dort seinen heutigen Trainer Dirk Hortian.
Von Köln aus in die USA
Mit zwölf Jahren folgte er seinem Trainer nach Köln. Dirk Hortian hatte den Tennisverband bereits verlassen, Andy aber wollte weiterhin mit ihm trainieren. Von Troisdorf aus ging es daher mehrmals die Woche zum Marienburger SC. Bereits als Jugendlicher sammelte Andy dort erste Erfahrungen im Herrentennis.
2009 folgte das Abitur. Andy zog es anschließend in die USA: Dort, an der Auburn University, erhielt er ein Tennisstipendium. In Alabama studierte er für vier Jahre Betriebswirtschaftslehre und schlug in der US-amerikanischen College-Liga NCAA im Einzel und Doppel für die Auburn Tigers auf – jedenfalls während des Semesters. Denn in den Sommerferien flog Andy zurück nach Deutschland. Hier spielte er anfangs weiterhin für den Marienburger SC, wechselte jedoch 2010 zum KTHC Stadion Rot-Weiss, für den er noch heute in der Bundesliga aufschlägt.
Nach dem Bachelor-Abschluss, gerade zurück aus den USA, wagte Andy den Schritt ins Profitennis. Die ersten Titel sammelte er auf der ITF Future Tour. 2013 spielte er auf dieser Einzel und Doppel – jedoch mit einer großen Hürde: die wiederkehrenden Knieprobleme, die Andy mittlerweile immer öfters zurückwarfen. Um die Belastung zu reduzieren, entschied er sich, die Einzelkarriere zu beenden. Stattdessen stand das Doppel nun mehr denn je im Mittelpunkt. Mit Erfolg – auch dank der einzigartigen Ausbildung am College und Andys frühem Entschluss, sich voll und ganz aufs Doppel zu spezialisieren. Nach zehn Future-Titeln im Jahr 2016 folgte in Rom im Mai 2017 der erste Titel auf der ATP Challenger Tour.
Erster Titel mit Kevin Krawietz
Damals hieß sein Partner noch nicht Kevin Krawietz. Beide kannten sich jedoch bereits von einigen vorherigen Turnieren. Sie kamen ins Gespräch und stellten schnell fest, dass sie beide glaubten, vor allem mit einem festen Doppelpartner auf Dauer erfolgreich spielen zu können. Also verabredete man sich – für eine einwöchige Generalprobe im August 2017. Beim Challenger-Turnier in Meerbusch wollten sie ausprobieren, wie gut sie miteinander harmonieren. Was folgte, war der plötzliche Turniersieg.
Der Erfolg in Meerbusch katapultierte Andy auf Platz 131 des ATP-Doppelrankings. Seitdem an seiner Seite: Doppelpartner Kevin Krawietz. Gemeinsam feierten sie 2018 mehrere Siege auf der ATP Challenger Tour. Mitte des Jahres qualifizierte sich Andy gemeinsam mit Kevin Krawietz für das Wimbledon-Hauptfeld. Das erste Mal schlugen die beiden gemeinsam bei einem Grand Slam auf – und spielten sich als Qualifikanten bis ins Achtelfinale.
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French-Open-Sieg und Davis-Cup-Debüt
Seinen ersten Titel auf der ATP Tour feierte Andy, erneut mit Kevin Krawietz an seiner Seite, schließlich bei den New York Open im Februar 2019. Anfang Juni folgte der Sieg bei den French Open. Als ungesetzte Paarung gewannen Andy und Kevin Krawietz gegen das französische Doppel Jérémy Chardy und Fabrice Martin in zwei Sätzen. Der French-Open-Sieg war nicht nur der erste Titel eines deutschen Doppels seit Beginn der Open Era. Es war auch der erste Titel eines deutschen Teams seit 1937.
Im November desselben Jahres zählte Andy mit Platz acht des ATP-Doppelrankings erstmals zu den zehn besten Doppelspielern der Welt. Im gleichen Monat spielte er mit Kevin Krawietz erstmals bei den ATP Finals, dem Saisonfinale der besten acht Doppelpaarungen des Jahres. Kurz darauf, am 20. November 2019, debütierte Andy in der deutschen Davis-Cup-Mannschaft. Beim 3:0-Sieg Deutschlands gegen Argentinien steuerte er gemeinsam mit Kevin Krawietz einen umkämpften 6:7, 7:6, 7:6-Erfolg bei.
Doppelter Grand-Slam-Sieger: Titelverteidigung in Paris
Ein Jahr später, im Oktober 2020, schrieb Andreas Mies dann erneut Tennisgeschichte. Dank eines 6:3 und 7:5-Finalsieges über Mate Pavic und Bruno Soares verteidigte er bei den French Open gemeinsam mit Kevin Krawietz seinen Grand-Slam-Titel. Das gelang zuvor noch keiner deutschen Doppelpaarung. Und überhaupt: In Paris sind die beiden erst das vierte Herrendoppel, dem diese Titelverteidigung glückte. So zählten Andy und Kevin Krawietz auch im November 2020 zu den besten acht Doppelpaarungen der Saison. Die Belohnung: die erneute Qualifikation für die ATP Finals in London.
Genau wie früher schaut Andy sich auch heute noch gerne Tennismatches anderer Profis an. Er ist ein Tennisfan geblieben, der seine Liebe zum Sport mit anderen Menschen teilt: Seit September 2019 ist Andy Tennis-Botschafter der Sportorganisation Special Olympics Nordrhein-Westfalen. Dort engagiert er sich für den Tennissport für Menschen mit geistiger Behinderung.
Mein Ziel war es, irgendwann einmal einen Grand Slam zu gewinnen, irgendwann einmal zu den zehn besten Doppelspielern der Welt zu zählen und irgendwann einmal Davis-Cup-Spieler zu sein. Das alles ist plötzlich in einem Jahr passiert. Damit habe ich nicht gerechnet und das ist unglaublich.
Steckbrief
Spitzname: | Andy |
Größe: | 188 cm (6'2") |
Gewicht: | 84 kg (185 lbs) |
Geburtsdatum: | 21. August 1990 |
Geburtsort: | Köln, Deutschland |
Nationalität | Deutsch |
Wohnort: | Köln, Deutschland |
Trainer: | Dirk Hortian |
Verein: | KTHC Stadion Rot-Weiss |
Spielstil: | Rechtshänder (beidhändige Rückhand) |