Ortswechsel: Richmond, Virginia. Wir schreiben das Jahr 1943, um genau zu sein: den 10 Juli 1943. Gerade wird Tennis-Geschichte geboren. Ein kleiner Junge erblickt das Licht der Welt. Seine Eltern taufen ihn Arthur Ashe – und wissen noch nicht, dass ihr kleiner Junge in einigen Jahren Tennisgeschichte schreiben und Vorbild vieler afro-amerikanischer Einwohner sein wird.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wird die Welt aufmerksam auf den klaffenden Rassismus, der in den USA herrscht. Tennis für Afro-Amerikaner – das war damals kaum vorstellbar. Denn Tennis, das war im wahrsten Sinne des Wortes der Sport für Weiße, hieß es. Auch Arthur Ashe fand keinen Platz in einem der vielen Tennisvereine. Für ihn blieb nur das öffentlichte Tennisangebot – aber das mit Erfolg.
Ashe spielte so gut, dass ihn Robert Walter Johnson entdeckte. Johnson war ein bekannter Tennisfunktionär. Sein Lebensziel: sich für die Gleichberechtigung im Tennissport einzusetzen. Er gründete die American Tennis Association (ATA), die sich für eine Tenniswelt einsetzte, in der es keinen Unterschied zwischen weißen und afro-amerikanischen Tennisspielern geben sollte. Durch die Zusammenarbeit mit Johnson änderte sich auch das von Rassentrennung und Rassismus geprägte Leben von Arthur Ashe.
Ashe erhielt ab sofort nicht nur professionellere Förderung auf dem Tennisplatz. Vielmehr unterstützte Johnson auch den Bildungsweg seines Schützlings. Der Tennisfunktionär ermöglichte Arthur Asche den Zugang zu einer Ausbildung, die zu dieser Zeit vor allem weißen US-Amerikanern vorbehalten war. Ashe studierte an der Universität von Kalifornien Betriebswirtschaftslehre.
Ghetto-Tennis als Antwort
Im Studium knüpfte Ashe Kontakte. Seine Vision vom Tennis für Jedermann verfestigte sich und er sah neue Möglichkeiten, sie zu verwirklichen. Dafür ging Arthur Ashe in Bezirke, die von Armut und Benachteiligung geprägt waren. Er organisierte dort Tennisturniere – um den Benachteiligten den Anschluss an die Tenniswelt zu ermöglichen. Getrieben von der Ungerechtigkeit wollte Ashe jedoch nicht nur den benachteiligten Tennisspielerinnen und -spielern eine Stimme geben. Er nahm teil an Protesten vor dem Weißen Haus, setzte sich ein gegen den Rassismus in den USA. So wollte er beispielsweise verhindern, dass die US-Regierung haitianische Flüchtlinge abschob.
Geleitet von seinem Kampf gegen den Rassismus musste Arthur Ashe sich jedoch auch mit persönlicher Diskriminierung auseinandersetzen. So lehnte das von der Apartheit überschattete Südafrika 1970 einen Antrag ab, in dem Ashe die Teilnahme an den South African Open an eine bestimmte Bedingung geknüpft hatte. Der Tennisprofi forderte, vor gemischt-rassigen Tribünen zu spielen. Für das Apartheidregime war das unvorstellbar – sie verweigerten Ashes Antrag. Zumindest vorerst.
Drei Jahre später nämlich gaben die Turnierverantwortlichen in Südafrika nach. 1973 spielten Ashe und alle anderen vor Tribünen mit Zuschauern jeder Abstammung, Rasse und Hautfarbe.
Arthur Ashe prägt die Tenniswelt – und bricht mit Normen
Ins Rollen kam die Tenniskarriere von Arthur Ashe im Jahr 1960. Damals gewann er als erster Afro-Amerikaner die US-amerikanischen Meisterschaften der Junioren. Drei Jahre später ist er der erste schwarze Tennisspieler, der für das Davis-Cup-Team der USA aufsschlug. Dann folgte der erste Grand-Slam-Titel: 1968 gewann Arthur Ashe die US Open, etliche weitere Turniersiege folgen – mit dem Höhepunkt des US-amerikanischen Davis-Cup-Siegs.
Es schien, als sei Arthur Ashe zu dieser Zeit nicht mehr zu bremsen. 1970 siegte er bei den Australian Open, sein nächster Grand-Slam-Titel. Es folgte die Teilnahme beim Prestigeturnier Wimbledon. In London spielte sich Ashe 1975 bis ins Finale – und traf dort im elitären All England Lawn Tennis and Croquet Club auf Jimmy Conners.